Sitzsack oder Sitzorthese für Kinder mit ICP – Was hilft wirklich?

Björn Strehl
Zuletzt aktualisiert:
31.07.2025
Lesezeit:
5
Minuten

Was ist ICP und worin liegt die Herausforderung des Sitzens

Die infantile Cerebralparese (ICP) ist eine neurologische Bewegungsstörung, die häufig mit Spastiken, Rumpfschwäche und Koordinationsproblemen einhergeht. Besonders das freie Sitzen stellt Kinder mit ICP vor große Schwierigkeiten: Sie kippen zur Seite, rutschen ab oder können ihren Oberkörper nicht eigenständig stabilisieren. Dies wirkt sich nicht nur negativ auf die Körperhaltung aus, sondern erschwert auch Alltagsaktivitäten wie Spielen, Essen, den Transport oder das Lernen.

Typische Herausforderungen beim Sitzen mit ICP:

  • Instabiler Rumpf
  • Asymmetrische Sitzpositionen
  • Schmerzen durch Fehlhaltungen
  • Bereits bestehende Gelenkkontrakturen
  • Erhöhtes Risiko für Fehlentwicklungen an Wirbelsäule und Hüften dadurch fehlende Kopfkontrolle und Wahrnehmung

Der Sitzsack: Gemütlich, aber mit Grenzen

Ein Sitzsack wirkt auf den ersten Blick ideal – weich, anschmiegsam und leicht einsetzbar. Viele Familien nutzen ihn im Alltag als Ruheinsel für das Kind. Doch gerade bei motorischen Einschränkungen wie ICP stößt er schnell an seine Grenzen.

Vorteile des Sitzsacks:

  • Bequem und geborgenheitsfördernd
  • Einfach zu transportieren
  • Ideal für kurze Entspannungsphasen /ein bischen "Wohlfühloase" und Abwechslung

Nachteile:

  • Keine aktive Rumpfunterstützung
  • Fehlhaltungen bleiben unkorrigiert
  • Eingeschränkte Nutzung bei funktionalen Aktivitäten (z. B. Essen, Spielen)

Fazit: Ein Sitzsack eignet sich gut als ergänzende Ruheoption, jedoch nicht als dauerhafte oder therapeutisch wirksame Sitzlösung.

Sitzorthese: Maßgeschneiderte Unterstützung mit therapeutischem Mehrwert

Eine Sitzorthese – auch als Sitzschale bezeichnet – ist ein individuell angepasstes medizinisches Hilfsmittel. Sie bietet Kindern mit ICP gezielte Unterstützung und ermöglicht aktive Teilhabe am Alltag.

Funktionen einer Sitzorthese:

  • Stabilisierung der Sitzposition
  • Rumpfunterstützung bei Spastik, Hypotonie oder Muskelungleichgewichten
  • Förderung funktionaler Aktivitäten (z. B. Malen, Essen, Kommunikation)
  • Vorbeugung von Fehlhaltungen und Druckstellen
  • Erhöhung der Kopfkontrolle und der Wahrnehmung
  • Sitzorthesen lassen sich auf verschiedene Untergestelle montieren ( In- Outdoor)

Indikationen:

  1. Spastische ICP, aber auch hypertone Körperstrukturen
  2. Ausgeprägte Rumpfschwäche
  3. Motorische Entwicklungsverzögerungen
  4. Komplexer Hilfsmittelbedarf

Wann ist eine Sitzorthese notwendig?

Eltern fragen sich oft: Braucht mein Kind wirklich eine Sitzorthese?

Typische Anzeichen:

  • Das Kind rutscht immer wieder aus dem Sitz
  • Deutliche körperliche Asymetrien oder Rundrücken, Skoliose
  • Schnelle Erschöpfung beim Sitzen
  • Rötungen oder Druckstellen
  • Einschränkungen beim Spielen, Essen oder Lernen
  • Einschränkungen beim Transport

In solchen Fällen ist eine individuelle Beratung durch Fachleute wie Kinderrehatechniker  oder Therapeut:innen dringend zu empfehlen.

Der Weg zur passenden Sitzversorgung

Eine Sitzorthese wird ärztlich verordnet und in enger Zusammenarbeit mit einem spezialisierten Sanitätshaus wie STREHL Kinderrehatechnik angepasst. Dabei steht stets das individuelle Bedürfnis des Kindes im Mittelpunkt.

Ablauf der Hilfsmittelversorgung:

Verordnung durch Ärzt:in (z. B. "Sitzorthese bei ICP")

Beratung durch unser erfahrenes Fachpersonal

Maßnehmen durch individuellen Körperabdruck im schonenden Vacuumverfahren

Erprobung von Sitzsystemen (ggf. mit Testgestellen)

Individuelle Anpassung (Pelotten, Positionierungsssysteme, Therapietische, Kopfstützen)

Lieferung und Einweisung durch STREHL

Nachkontrollen und Anpassungen je nach Entwicklung des Kindes mindestens 1x Jahr

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